Die Sonne geht über einem Wald an der schwedischen Küste unter.
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Recyclingforschung unterstützt eine nachhaltige Industrie

Mehr Kooperationen in der Recyclingforschung

Christer Forsgren arbeitet als Senior Advisor in der Forschung bei Stena Recycling. Er verfügt über 17 Jahre Erfahrung in der Recyclingforschung und -industrie und hat gesehen, wie sie sich aus einem versteckten Dasein zu einer festen, internationalen Institution entwickelt hat. Und das alles im Einklang mit der weltweit wachsenden Einsicht in die Begrenztheit der Ressourcen des Planeten, die stärkeren Klimaauswirkungen und die Umweltzerstörung.

"Vor 10–15 Jahren war die Forschung eher nach innen gerichtet. Es gab selten eine Zusammenarbeit zwischen Recyclern und produzierenden Unternehmen. Und die Industrie dachte vor allem in Hinsicht auf Abfallbewirtschaftung nur an die Minimierung der Kosten. Heute ist es bei Projekten üblich, die verschiedenen Akteure in der Wertschöpfungskette zusammenzuführen. Dies spiegelt die komplexen Herausforderungen wider, die wir gemeinsam lösen müssen. Das Recycling neuer Batterien ist ein Beispiel dafür," sagt Christer Forsgren.

Geänderte Anforderungen, die den Markt treffen

Die EU-Gesetze zum Beispiel über Deponien, Autorecycling, Elektronikrecycling und die Wasserrahmenrichtlinie sind in den letzten 10–15 Jahren sowohl für die herstellende Industrie als auch für die Recyclingbranche von zentraler Bedeutung geworden.

Ein bedeutendes Ereignis ist, dass China die Einfuhr verschiedener Abfallarten aus dem Rest der Welt gestoppt hat. Das Ergebnis davon ist, dass riesige Abfallmengen im eigenen Land recycelt werden müssen, in der Nähe der Industrien, die den Abfall erzeugen, und dort wo kreislauffähige Rohstoffe gefragt sind.

Dies ist eine hervorragende Gelegenheit für die Industrie und uns, auf gemeinsame Forschung zu drängen. Und es ist sicher, dass es jetzt günstige Gelegenheiten gibt, Mittel für die Recyclingforschung zu erhalten.

Wettbewerbsvorteile für Spitzenindustrie

Die Frage, welche Materialien verwendet werden, trägt stark und manchmal wesentlich zu den Klimaauswirkungen von Industrieunternehmen bei. Für viele Unternehmen ist das eine relativ neue Erkenntnis. Immer mehr Unternehmen kommunizieren offen ihre Ambitionen, zum Beispiel hinsichtlich der Verwendung von recycelten Rohstoffen, um ihre Klimaauswirkungen zu reduzieren. Dies wiederum sendet wichtige Signale an Unterauftragnehmer und bewirkt einen Dominoeffekt.

Spitzen-Hersteller rechnen mit Wettbewerbsvorteilen bei ihren Kunden durch Produkte aus recycelten Materialien und recycelbare Produkte. In einer Umfrage von Stena Recycling im Frühjahr 2020 gaben 92 % an, dass sie erwarten, dass die Industrie mehr recycelte Materialien verwendet. 86 % halten es für notwendig, recycelbare Produkte herzustellen. Eine Herausforderung besteht darin, dass es keine Standards dafür gibt, was recycelte Materialien enthalten dürfen und was nicht.

Herstellende Unternehmen wollen kein Risiko eingehen durch Rohstoffe mit unerwünschten Verunreinigungen oder ungleichmäßiger Qualität. Deshalb müssen mehrere Probleme gelöst werden, während neue, zirkuläre Rohstoffmärkte Gestalt annehmen. Aus diesem Grund beteiligen wir uns beispielsweise an den Projekten der Zertifizierungsstelle SIS, die Industriestandards für recycelte Kunststoffe entwickeln.

Komplexe Herausforderungen erfordern neue Kooperationen

Zudem steigt das Bewusstsein für die Versorgung mit bestimmten, entscheidenden Rohstoffen – wie Kobalt, Lithium und Neodym, die für eine elektrifizierte Welt benötigt werden.

"Der Mangel an solchen Rohstoffen könnte zu Schwierigkeiten bei der Herstellung von Produkten führen. Viele Forschungsarbeiten sind im Bereich des Recyclings von beispielsweise Seltenerdmetallen im Gange. Es wird zunehmend wichtig, insbesondere nicht von China abhängig zu sein, das den Markt dominiert", so Christer Forsgren.

Er erwähnt auch die problematischen Prozessabfälle aus der Industrie wie Schlamm, Schlacke und Asche. Die meisten dieser Abfälle werden auf Deponien entsorgt, obwohl sie in der Regel Elemente enthalten, die die Gesellschaft benötigt.

Verschwendung bedeutet Kosten für die Industrie, und das Risiko dafür wird in Zukunft steigen, da immer mehr Deponien geschlossen werden und restriktivere Auflagen gelten. 99 % dieser Deponie-Abfälle sind Materialien, die wir recyceln wollen, damit sie zu neuen und nachhaltigeren Produkten werden. Es fehlt immer noch an kosteneffizienten Methoden, aber es ist ein wichtiger Forschungsbereich für eine Mehr an Kreislaufwirtschaft.

Mehr Geschwindigkeit bei der Entwicklung nachhaltiger Produkte

Christer Forsgren und Fredrik Overgaard stimmen überein, dass eine zukünftige Kennzeichnung, wie die „CE-Kennzeichnung“, für nachhaltige Produkte denjenigen Geschäftsmodellen in der Industrie, in denen mehr recycelte Materialien für Produkte verwendet werden, zugute kommen würde.

"Die Industrie rückt immer mehr in den Fokus für verstärktes Recycling und recyclingfähige Produkte. Und sie will bei ihrer Entwicklungsarbeit noch früher mit uns zusammenarbeiten. Das ist ein sehr positiver Trend und schafft großes Potenzial für zukünftige Kooperationen. Es war noch nie so offensichtlich wie jetzt, dass wir gemeinsam etwas bewegen können", sagt Fredrik Overgaard.

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